,,… die Gruppeneinteilung geht nicht ganz auf. Es bleibt eine Zweiergruppe übrig. Die
kann dann eine andere Aufgabe bearbeiten: Ein Gedicht mit Klängen illustrieren. Wer hat
Interesse?“
Ich schaute Lisa an, die neben mir hockte und von der ich nicht viel mehr wusste, als
dass auch sie Musikerin ist. „Das wäre doch was für uns, oder?“ Ihren Blick deutete ich
als Zustimmung. „Lisa und ich würden das gerne machen.“
So geschehen am vierten von sechs Tagen der Klangtherapieausbildung, die Lisa und ich
im Oktober 2024 gemeinsam besuchten (und erfolgreich abschlossen!). Wie ich später
erfuhr, war ihr Blick keineswegs eine Zustimmung und meine Initiative wohl eher ein
wenig vorschnell. Sie verzieh mir schnell – zumal unser gemeinsames Arbeiten intuitiv
harmonierte und unsere Performance ein überragendes und Mut machendes Feedback
der Restgruppe samt Dozentin bekam. („Du weißt schon, dass das übergriffig war …
Aber: Danke dafür!“).
Mir erschien es gleichermaßen genial und naheliegend, Klangarbeit nicht nur
therapeutisch, sondern auch kulturell zu praktizieren. Meine beiden Leidenschaften
Musik und Literatur organisch zu verbinden, etwas Neues zu schaffen … Ich war „on fire“
und sicher, in Lisa eine Partnerin gefunden zu haben, mit der ich dies ausprobieren
wollte.
Wir vereinbarten, die Sache mit der Verbindung von Poesie und Klang im Auge zu
behalten und vielleicht privat weiterzuführen. Die Sache wurde ernst.
Während der nächsten Tage vergewisserten wir uns häufig einander der Ernsthaftigkeit
unserer Motivation. Wichtig, denn zu schnell ist zu viel Herzblut investiert!
Zügig bekam unsere „Sound-Poetry“ eine kreative, konkrete und kraftvolle Dynamik.
„Wir können auch mit unseren Stimmen arbeiten“ und „Schreibst Du auch selbst Texte?
Nicht mehr? Fang doch wieder an“ waren Lisas Beiträge mich komplett aus meiner
Komfortzone zu ziehen, aber … es machte mir keine Angst. Der Gedanke gefiel mir sogar.
Ich war mir sicher, dass Lisa und ich in dieselbe Richtung blickten.
Gefangen von dieser Idee war ich neugierig, was nun passieren würde – schließlich lebte
Lisa in Leipzig und ich in Köln ….
Doch nur ein Strohfeuer?
